Reportage: Mit E-Power zum Fußballstadion

Reportage: Mit E-Power zum Fußballstadion

(Bildquelle: www.pd-f.de / Sebastian Hofer)

Am 3. August startet die Zweite Liga mit dem Eröffnungsspiel Hamburger SV gegen Holstein Kiel. Das Volksparkstadion wird mit tausenden Fans wieder gut gefüllt sein. An- und Abfahrt sind somit eine echte Herausforderung an die Infrastruktur. Wer keine Lust auf lange Staus oder überfüllte S-Bahnen hat, fährt ganz entspannt mit dem Fahrrad bzw. E-Bike zum Stadion. Das geht einfacher als gedacht, wie Thomas Geisler vom pressedienst-fahrrad im Frühjahr bei einem HSV-Heimspiel herausfand.

(pd-f/tg) Bislang war mir noch nie die Idee gekommen, mit einem Fahrrad oder E-Bike zu einem Bundesligaspiel zu fahren. Lieber habe ich mich etwa in München und Berlin in vollgestopften U-Bahnen zum Stadion karren lassen oder verbrachte insbesondere nach dem Spiel etliche Stunden auf überfüllten Parkplätzen, so in Hamburg und Nürnberg. Doch ein Aprilwochenende in Hamburg änderte meine Einstellung dazu grundlegend. Zurückschauend muss ich auch sagen: Warum habe ich das nicht schon früher gemacht?

Sonnenstrahlen steigern Vorfreude
Das erste sonnige Frühjahrswochenende lockt mich an die Elbe. Die Sonne wärmt bereits überraschend stark und ich fahre auf meinem E-Bike „Upstreet 5“ von Flyer vom Hamburger Hauptbahnhof Richtung St. Pauli. Die Radwege sind frei und ich kann mit lockeren 25 km/h dahinrollen. Einzig die Ampelschaltung ist noch nicht passend auf die Geschwindigkeit des E-Bikes abgestimmt. Die unvermittelten Stopps trüben meinen Fahrspaß. Beim häufigen Anfahren unterstützt der E-Motor allerdings angenehm, sodass die gewünschte Geschwindigkeit wieder schnell erreicht ist. Außerdem habe ich noch viel Zeit. Es ist früh am Nachmittag, erst um 18:30 Uhr ist Anstoß im Volksparkstadion zwischen dem Hamburger Sportverein und Schalke 04. Für den Nachmittag habe ich mich deshalb mit meinem Kumpel Arne am Millerntorstadion verabredet. Er wartet bereits zusammen mit seinem „E-Courier Luxe“ vom Hamburger Fahrradhersteller Stevens Bikes am Stadionvorplatz auf mich.

Was wir nicht wussten: Auch die Fans von Schalke 04 haben das Stadion mitten in St. Pauli als ihren Treffpunkt auserkoren. Rund um die Arena sehen wir Fußballfans, die sich für das Abendspiel warmsingen bzw. -trinken. Uns stört das nicht weiter. Unser Ziel ist ein Nebenplatz, wo das Spiel der achten Mannschaft des FC St. Pauli gegen Grün-Weiß Eimsbüttel stattfindet. Kreisliga B. Kein Spitzenfußball erwartet uns, aber man kann schön den Frühling genießen. Einzig dem Platzwart scheint die Sonne etwas zu Kopf zu steigen. Er weist uns alles andere als höflich darauf hin, dass wir unsere Räder vor der Sportanlage abstellen müssen. Dabei finden sich nicht einmal eine Handvoll Zuschauer zum Spiel ein. Das wird später anders sein, wenn 55.000 Fans mit uns im Volksparkstadion sind.

E-Bike schneller als S-Bahn
Mit Abpfiff des Amateurspiels machen wir uns auf den Weg. Zur einfachen Navigation habe ich mein Iphone mit der Halterung „Spitzel“ von Fahrer Berlin am Lenker befestigt und so den schnellsten Weg im Blick. Google Maps berechnet für die Fahrradstrecke vom Millerntor zum Volksparkstadion ca. 25 Minuten. Zum Vergleich: Die Schalke-Fans brauchen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens 45 Minuten. Ein klarer Anreisevorteil für uns. Bei angenehmen 20 Grad spielt das E-Bike noch eine zusätzliche Stärke aus: Durch die Motorunterstützung kommen wir nicht ins Schwitzen und müssen für die rund sieben Kilometer lange Strecke keine Wechselklamotten mitnehmen.

Die Route führt uns anfänglich von St. Pauli Richtung Schanzenviertel. Hier zeigt sich, dass sich die Hansestadt zu einer Fahrradstadt entwickeln möchte. Fahrradstreifen und breite Radwege bringen uns schnell voran: über die Stresemannstraße und vorbei an der dort postierten Luftmessstation, die Ende Mai aufgrund der ersten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge Schlagzeilen machen wird. Aber auch hier sind die Ampelschaltungen nicht radfahrerfreundlich getaktet. „Wenn wir uns an alle roten Ampeln halten, ist es ein Abstiegskampf“, schimpft Arne, als wir mal wieder zu einem Stopp gezwungen sind.

Fans trifft man erst spät – aber dann richtig
Im Stadtteil Eimsbüttel verändert sich die Atmosphäre: Statt Kiez und Mietshäusern kreuzen immer mehr Grün- und Parkanlagen unseren Weg. Wir passieren kleine Straßencafes und Spielplätze. Auf den Straßen ist hier wenig los. Das Gros der Fans reist mit dem Auto über die Autobahn an. Wir können bequem nebeneinander fahren und uns dabei über das zu erwartende Spiel unterhalten. Als wir über die Kieler Straße in den Stadtteil Stellingen kommen, sind es nur noch rund drei Kilometer bis zum Stadion. Uns wundert, dass wir immer noch keine Fans entlang der Straße sehen. Das ändert sich mit einem Schlag, als wir um eine Kurve biegen und an der S-Bahnstation Stellingen eintreffen. Hier befindet sich die „Unabsteigbar“, die Kultkneipe für HSV-Anhänger – selbst wenn der Name mittlerweile überholt ist. Der Platz ist voll, es riecht nach Alkohol und Zigaretten. Da einige Scherben auf der Straße liegen, entscheiden wir uns trotz pannensicherer Schwalbe-Reifen, den weiteren Weg lieber zu schieben.

Kleiner Helfer in der Biernot
Doch zuerst machen wir eine Pause und kaufen bei einem Kiosk ein Bier. Die Flaschenöffnerfunktion an meinem Minitool von Lezyne leistet uns dabei gute Dienste. Wir können auch ein paar HSV-Fans aus der Patsche helfen, die neidisch von ihren verschlossenen Bierflaschen auf das Tool schauen. Schnell kommen wir mit ihnen ins Gespräch und sie staunen noch mehr über unsere E-Bikes. „Ihr seid doch viel zu jung für so was“, lautete einstimmig das Urteil der Gruppe. „Quatsch,“ entgegne ich, „das E-Bike ist der perfekte Autoersatz in der Stadt – das hat doch mit dem Alter nichts zu tun!“ Und Arne erzählt von seinen jüngsten Erfahrungen mit einem E-Mountainbike: „Man ist immer am Anschlag und schafft deutlich mehr Kilometer. Ich war nach einer Tour noch nie so fertig.“ Die Argumente scheinen die jungen Männer zwar nicht völlig zu überzeugen, aber zumindest geraten sie ins Grübeln. Aber jetzt steht eh erst einmal Fußball auf dem Programm. Sie verabschieden sich ins Stadion.

Auch wir machen uns auf den Weg und schieben unsere Räder in Richtung Volkspark. Das ist etwas anstrengend, weil man unter den vielen Leuten darauf achten muss, dass man niemanden aus Versehen anfährt. Mit einer geschickteren Routenwahl hätten wir dieses Nadelöhr sicherlich vermeiden können. Kurz vorm Stadion weist uns ein Schild auf einen speziellen Fahrradparkplatz hin. Wir sind überrascht: Der Radparkplatz ist komplett eingezäunt und wird am Eingang sogar bewacht! Das Angebot ist auch entsprechend gut genutzt: Wir müssen erst einmal einen freien Anlehnbügel suchen, bevor wir unsere Räder mit unseren Abus-Schlössern absichern können.

Einer unter Tausenden – aber wie lange noch?
Doch der Schein trügt. Nur etwa 200 Räder finden in der Anlage Platz. Für 55.000 Besucher ein kleiner Anteil, besonders verglichen mit den vielen Autoparkplätzen rund ums Stadion. Doch bei den Fußballklubs stellt sich immer mehr ein Umdenken ein: Sie erkennen, dass Fahrradparkanlagen weitaus platzsparender und im Unterhalt kostengünstiger sind. Die Anreise mit dem Fahrrad ist zudem klimaverträglicher. Borussia Mönchengladbach wirbt beispielsweise mit 1.000 Fahrradabstellplätzen und verweist dabei auf die „First-Class“-Parksituation direkt am Stadion. In Köln finden sich laut Stadion-Webseite sogar 3.200 Fahrradabstellplätze rund um das Stadion, das Angebot soll noch erweitert werden. Und in Berlin gibt es seit 2014 drei spezielle Fahrradrouten, auf denen die Fußballgeschichte der Stadt erzählt wird. Eine Route endet am Olympiastadion, eine andere an der Alten Försterei, der Heimspielstätte von Union Berlin. Auf der letzten Jahreshauptversammlung des FC St. Pauli sollte sogar ein Vorschlag für überdachte, sichere Fahrradabstellboxen mit Ladefunktion für E-Bikes am Stadion eingebracht werden. Leider hat diese sinnvolle Maßnahme keine Mehrheit unter den stimmberechtigten Fans gefunden.

Schnell vom Stadion zum Burger-Laden
Was die Vereine durch diese Maßnahmen auf alle Fälle erreichen: Sie bieten den Fans endlich Alternativen zu Auto und ÖPNV. Und gerade bei der Abreise, wenn Tausende gleichzeitig aus dem Stadion strömen, hat das Fahrrad einen großen Vorteil, wie wir nach dem Spiel feststellen: Während die Autofahrer noch ihren Wagen suchen und die Nahverkehrsnutzer eine überfüllte S-Bahn nach der anderen passieren lassen, haben wir schon den halben Rückweg hinter uns gebracht. Angestachelt von einem spannenden Spiel und einem überraschenden 3:2-Sieg des HSV rollt es bei uns fast wie von allein. Am Anfang fahren wir über eine gesperrte Straße, bevor wir uns auf den Radweg begeben und so am Autostau schnell vorbei fahren können. Mit 25 km/h rollen wir Richtung Innenstadt. Kein störender Verkehr, keine Wartezeiten, kein Gedränge – und auch die Ampeltaktung scheint sich geändert zu haben. Ein kühler Wind von der Elbe weht uns ins Gesicht. Die frische Abendluft tut richtig gut. Mein „IQ-X“-Scheinwerfer von Busch & Müller leuchtet die Straße aus und im hellen Scheinwerferlicht sehe ich ein breites Grinsen auf Arnes Gesicht – und er wohl auch eins auf meinem.

Bereits eine Stunde nach Abpfiff sitzen wir in einer lokalen Burger-Kette am Hauptbahnhof und genießen ein Abschlussbier und einen Burger. Die E-Bikes stehen wenige Meter von uns entfernt an einen Baum gekettet. Auch hier gab es für uns kein Parkplatzproblem. Ich schaue Arne fragend an: „Würdest du wieder mit einem E-Bike zu einem Bundesliga-Spiel fahren?“- „Immer wieder“, tönt er prompt und wir beginnen, Pläne für unsere nächste Tour zu schmieden. Berlin oder München sollen ja auch ganz nett sein.

Der pressedienst-fahrrad hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem guten Fahrrad und dessen Anwendung mehr Öffentlichkeit zu verschaffen. Denn wir sind der Meinung, dass Radfahren nicht nur Spaß macht und fit hält, sondern noch mehr ist: Radfahren ist aktive, lustvolle Mobilität für Körper und Geist. Kurz: Radfahren ist Lebensqualität, Radfahren ist clever und Radfahren macht Lust auf mehr…

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