Warum sie manchmal einfach zuschlagen

Schriftsteller Stefan Gemmel hat für seinen neuen Roman „Befreiungsschlag“ kriminelle Jugendliche beim Anti-Gewalt-Training begleitet

Warum sie manchmal einfach zuschlagen

Uwe Zissener und Stefan Gemmel

Am Mittwoch wurde der Kinder- und Jugendbuchautor Stefan Gemmel aus Morbach mit dem Martha-Saalfeld-Förderpreis des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet – einem Preis, mit dem außergewöhnliche Literatur-Projekte gefördert werden, die sich noch in der Arbeitsphase befinden.

Mit seinem neuen Jugendroman „Befreiungsschlag“, der im Januar 2017 im Arena Verlag erscheint, überzeugte Gemmel die Jury. Zur Recherche hat er ein Jahr lang kriminelle Jugendliche bei ihrem Anti-Gewalt-Training (AGT) begleitet. Er hat sie beobachtet, sich an den jeweiligen Übungen beteiligt und mit der ganzen Gruppe die Justizvollzugsanstalt in Diez (Rheinland-Pfalz) besucht. „Ich war sehr überrascht, wie offen, ehrlich und schonungslos sich die Jugendlichen mir gegenüber geäußert haben“, bemerkt Gemmel im Rückblick. „Nur so war es möglich, den Roman hautnah an der Realität anzusiedeln.“

Mit AGT-Trainer Uwe Zissener, der Co-Autor von Gemmels Roman ist, tauschte sich der Kinder- und Jugendbuchautor intensiv über das Training und die kriminellen Jugendlichen aus. „In Selbsterfahrungsübungen und Trainingswochenenden lernen die Jugendlichen viel über sich selbst und darüber, warum sie manchmal einfach zuschlagen oder Einbrüche begehen“, erklärt der Experte. AGT sei eine Maßnahme speziell für Jugendliche, die schon mehrfach mit der Polizei und Gerichten zu tun hatten. In den meisten Fällen gehe es dabei um Körperverletzung und Raub. Statt aber in ein Gefängnis gesperrt zu werden, gebe man diesen Jugendlichen eine Chance, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Die Strafen werden auf Bewährung ausgesetzt, die Jugendlichen bekommen ein hohes Maß an Sozialstunden auferlegt und eben die Teilnahme an einem solchen AGT.

Aus den Begegnungen mit den kriminellen Jugendlichen und dem Fach- und Milieuwissen von Uwe Zissener ist so ein Buchprojekt entstanden, das sehr nahe an der Realität spielt, allerdings ohne reißerisch daher zu kommen. Seine Intensität erhält der Roman „Befreiungsschlag“ durch die Nähe zur tatsächlichen Erlebniswelt vieler Jugendlicher, die keine Perspektive für sich sehen.

Das Preisgeld aus dem Martha-Saalfeld-Förderpreis wird Gemmel nutzen, um Jugendgefängnisse in Deutschland zu besuchen. Dort möchte er sein Manuskript im Rahmen von Anti-Gewalt-Trainings vorstellen und sich von den jugendlichen Insassen Feedback geben lassen. „Ich bin sehr gespannt, ob die Jugendlichen unsere Geschichte realistisch finden“, sagt Stefan Gemmel. Wenn sie relevante Einwände haben, wird er diese noch in seinen Roman aufnehmen.

Wenn das Buch dann erschienen ist, wollen die beiden Autoren Gemmel und Zissener ihren Roman gemeinsam in Schulen vorstellen und Jugendliche für das Thema sensibilisieren. Es soll interaktive Veranstaltungen geben, in denen das Thema Jugendgewalt beleuchtet wird und auch Impulse gesetzt werden, die den Jugendlichen Denkanreize für ihr eigenes Handeln geben sollen.

Stefan Gemmel, Vorlesekünstler und zweifacher Lese-Weltrekordler, legt sich bei seinen Büchern niemals auf ein Genre oder eine Gattung fest, sondern hat neben seinen witzigen Büchern wie „Im Zeichen der Zauberkugel“ oder „Mumienwächter“ auch schon Fantasieromane („Schattengreifer“) und engagierte Bücher vorgelegt, wie z.B. zum Thema Tod („Elfen Melodie“), Angst („Wie man Gespenster verjagt“), Behinderung („Kathrin spricht mit den Augen“) oder auch Mobbing („Du bist richtig wie du bist“).

Mehr über Stefan Gemmel und seine Bücher auf: http://www.gemmel-buecher.de

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